XVIII - Der Mond

Was zeigt die Karte
Die Tarotkarte "Der Mond" macht ihrem Status als "Große Arkane", also als "Großes Geheimnis" wirklich alle Ehre, denn sie entführt in eine rätselhafte und geheimnisvolle Welt.
Der namensgebende Mond ist hier eher wie eine Sonne als runde, helle Scheibe mit Strahlen dargestellt. Die runde, gelbe Scheibe könnte man bereitwillig als Vollmond gelten lassen, doch zugleich ist in ihr die Sichel des zunehmenden Mondes eingebettet. Die Karte zeigt also zwei Mondphasen zugleich, diese Konstellation ist in der Wirklichkeit unmöglich. Die Sichel ziert außerdem ein ziemlich gequältes und genervtes Mondgesicht. Auch das ist nicht unbedingt Mondtypisch.
Funken
scheinen vom Mond auf die Erde zu regnen.
Hier siehst man einen braunen Hund auf der linken Bildseite stehen und einen gelben Schakal auf einer Wiese stehen. Beide dürften den Mond an heulen.
Der Hund sieht eher lieb und zutraulich aus, der Schakal böse und gruselig. Aus dem Gewässer im Vordergrund reckt sich ein Krebs, oder auch ein Hummer, dem Mond entgegen.
Direkt hinter dem Hummer beginnt ein goldener Weg, der sich zwischen Hund und Schakal und durch die zwei stein-graue Türme hindurch bis an den Horizont schlängelt. Der Weg führt sichtbar bis in eine gebirgige Landschaft am blauen Horizont.
Willkommen in der Welt der Träume, des Irrationalen und der unbestimmten Ängste! Im Gegensatz zur Karte "Die Sonne", die im Tarot mit dem Trumpf Nummer XIX als nächste Karte ebenfalls eine eigene Karte hat, stellt diese die klar bewussten Seiten unserer Persönlichkeit in den Vordergrund. Der Mond hingegen spiegelt uns die unbewussten Seiten unseres Wesens wider. Diese schlummern ausschließlich im verborgen des Unterbewusstseins und wir leben sie meist nur automatisch und kaum gezielt aus. Als Stimmungen, Launen oder körperliche Befindlichkeiten können sich diese nicht nur zeigen sondern die meisten können genau so rasch wechseln wie die Form der Mondsichel am Himmel. Bei manchen Menschen sogar noch schneller. Auch in den nächtlichen Träumen begegnet man dieser geheimnisvollen Welt.
In Dir selbst triffst du in der Welt des Mondes, deir auf der Karte dargestellt sein soll, auf Deine ureigensten animalischen Instinkte, die du aus verschiedenen Stadien der Evolution, in der Darstellung verkörpert durch Hummer, Schakal und Hund mit dir herumträgst. Sie gehören ganz natürlich zum menschlichen Leben, auch wenn wir sie immer seltener wahr haben wollen. Je besser wir bereit sind zu verstehen, was alles in uns steckt, desto souveräner gestaltet sich unsere Selbsterkenntnis.
Sigmund Freud, der Begründer der Psychoanalyse, meinte, dass die Traumdeutung "der Königsweg zur Kenntnis des Unbewussten im Seelenleben" sei. Genau dieser Weg wird von dem goldenen Pfad, der vom Gewässer, dem Meer allen Seins, durch die beiden Türme als Tore des Bewusstseins bis ins klare Blau der Erkenntnis dieses Himmels dargestellt. Eine solche Graphik erscheint mir persönlich als sehr anschaulich illustriert.