XII - Der Gehängte

Was zeigt die Karte
Die wichtigste Nachricht zuerst, der Gehängte ist kein Gehenkter, also kein Verbrecher, den ein Henker zur Strafe für sein Vergehen stranguliert hat. Er hängt mit einem Fuß statt mit dem Hals an einem T-förmigen, aus Baumstämmen gebildeten Galgen. Das wird ihn nicht umbringen. Höchstens steigt ihm das Blut in den Kopf und er sieht solange er in dieser Position verbleibt die Welt verkehrt herum,.
Bei Rider-Waite ist der Himmel über und unter ihm grau in grau, doch die Blätter ranken sich an den Ästen zu beiden Seiten. Damit deuten an, dass sein zunächst vielleicht absurd erscheinendes Tun durchaus fruchtbar ist. Um seinen Kopf herum leuchtet im Rider-Waite-Tarot sogar ein strahlender Heiligenschein, den auch Crowley und Hermetic andeuten, der anzeigt, dass der hängende Mann zu tollen Erkenntnissen von überirdischer Natur kommen kann oder wird.
Der Gehängte hat sich freiwillig kreuzigen lassen oder sich sogar selbst hier aufgehängt. Das war eine ziemlich gymnastische Glanzleistung. Er hat sich mit dieser Geste selbst zum Opfer gemacht, um etwas Höherem den Weg zu ebnen.
Ähnliches tat auch der altgermanische Gott Odin, der neun Tage und Nächte an der Weltenesche Yggdrasil hing und dann in die geheime Sprache der Runen eingeweiht wurde. Die Runen werden bis heute häufig als Orakel verwendet.
Ein weiterer Punkt, der traditionell schon auf den ältesten Versionen dieser Tarotkarte zu sehen ist, sind die gekreuzten Beine des Gehängten. Wenn man dieses Bild umdreht ergibt ergibt sich eine Vier. Das lässt eine Yoga-Übung vermuten, die nicht nur der körperlichen Fitness, sondern auch den Geist inspirieren dienen soll. Die Vier steht in der Numerologie für Stabilität, aber auch für Stagnation und Unbeweglichkeit.
Diese Karte sagt das Leben aus einem ganz anderen Blickwinkel zu betrachten, wobei Geduld wesentlich ist, um Besonderes in diese Welt zu setzen.