Was zeigt die Karte

Eine Frau, die einem Löwen energisch das Maul aufreißt, das ist der klassische Darstellung der Kraft, wie sie schon auf alten Tarotkarten dargestellt wurde. Bei Rider Waite kann man aber auch erkennen, dass sie den Löwen nur am Hals streichelt und die sanfte Form der Kraft anwendet. So wird im Rider-Waite-Tarot daraus eine Blumen gekränzt, romantische, zärtlich anmutende Bilddarstellung.

Das Bild zeigt keinen Kampf gegen die Bestie zur Befreiung der Menschheit, die Szene stellt eher das Märchen von der Schönen und dem Biest dar. Das Schreckgespenst der Löwe wird zum schnurrenden, liebes bedürftigen Kätzchen.

In der Bedeutung dieser Karte verbindet der Gestalter liebevoll zwei gewaltige, aber gegensätzliche Pole, die schöne Jungfrau, der wir eine reine Seele unterstellen können, und das mehr oder weniger wilde Tier sicherlich mit seiner instinktiv, animalischen Körperlichkeit.

Deuten wir romantische Liebe als die gezähmte, rein sexuelle Begierde, so können wir beide Seiten Liebe und Begierde genießen. Es ist ein wundervoller Genuss der eroberten Harmonie einer Beziehung, die daraus entstanden ist. Der Löwe gibt ein wenig von seiner Sinnlichkeit, die jungen Frau gibt dem Löwen von ihrer Empathie ab und gemeinsam ergeben sie eine gemeinsame Harmonie .

Das Gegenseitige Geben ist nicht nur in einer Paarbeziehung bedeutend. Wir können uns auch in unserem inneren Bewusstsein sehr viel wohler fühlen, wenn wir unseren Tatendrang mit Intuition, mit Einfühlungsvermögen in eine positive Richtung weisen. Wir handeln mit dieser ausgewogenen Einstellung aus ganzem Herzen.

Derartige Verbindungen von Gegensätzen mutet schon ein wenig übersinnlich an. Wie schon beim Magier, Trumpfkarte I ist im Laufe der Zeit das Symbol der Unendlichkeit, die liegende Acht oder die Lemiskate, über den Kopf der Frau gekommen. Dieses Symbol der ewigen Unendlichkeit schwebt über dem Blütenkranz der jungen Frau.