V - Der Hierophant

17.11.2019

Was zeigt die Tarotkarte

Die Karte der Hierophant hat immer noch einen seltsamen Namen, unter dem wir uns heute umgangssprachlich kaum etwas konkretes vorstellen können.

Hierophant stammt aus dem Griechischen und bedeutet: "Enthüller der heiligen Geheimnisse". Damit ist der Hierophant eine altmodische Form des Bischofs, des Kardinals oder des Papstes. Auf jeden Fall ist es kein allgemeiner Priester mehr.

Dieser Titel stammt aus der Antike, als der Hohepriester der Göttin Demeter, einer Göttin der Fruchtbarkeit aus dem griechisch-asiatischen Raum in das Konzept der Antike eingegliedert wurde. Das Heiligtum der auch als Ceres bezeichneten Muttergöttin lag in Eleusis bei Athen. An ihrer Gedenkstette wurden Mysterien gefeiert und Feste abgehalten, zu denen der Hierophant als der erste Priester anwesend war.

Man kann davon ausgehen, dass der damalige Hierophant vergleichbar dem heutigen Papst ebenfalls schon zu einem keuschen Lebenswandel verpflichtet war und ähnlich wie der heutige Papst wird er auch auf den Darstellungen gezeigt.


Er trägt eine Tiara, eine Papstkrone auf seinem Kopf und hält einen Hirtenstab mit drei Querbalken, der etwas an das orthodoxe Kreuz erinnert in der linken Hand. Bei Crowley und dem Hermetic Tarot ist der Hirtenstab in der linken Hand durch einen Stab mit drei Ringen dargestellt. Bei Rider Waite ist sein rotes Gewand mit einfachen Kreuzen verziert. Mit der rechten Hand segnet er zwei vor ihm kniende Männer mit Tonsur, es werden wahrscheinlich Mönche oder Priester sein.

Die grauen Steinsäulen hinter dem Hierophanten stellen ein sacrales Bauelement dar.

Wie sein weibliches Gegenstück, die Hohepriesterin (Trumpfkarte II), scheint der Hierophant keiner bestimmten Religion zugeordnet zu sein, sondern symbolisiert spirituelle Oberhäupter aller Konfessionen.

Bei Crowley sind in den vier Ecken die Symbolköpfe der vier Evangelisten zu sehen, womit eine eindeutige Zuordnung zum Christentum dargestellt ist. Im Hermetic Tarot sind im oberen Kartenbereich mehrere Symbole zu sehen, zentral der sechszackige Stern, das Siegel des Salomon, aber schräg, rechts unterhalb auch das Pentagramm.

Man kann in dem Hierophanten einen Papst oder Bischof sehen, genauso gut aber auch einen Guru, einen Yogi-Meister oder den Schamanen einer Naturreligion. Entscheidend bleibt jedoch, seine Rolle als Mittler zwischen der geistigen Welt aller Religionen, Weltanschauungen und dem irdischen, materiellen Erscheinen zu sehen. Er hat damit den unangefochtenen Status als Repräsentant verbindlicher Glaubensregeln.

Es gibt ein Sprichwort: "wo Heiligkeit ist, ist auch Scheinheiligkeit". Die Kiste zu seinen Füßen, von zwei gekreuzten Schlüsseln geschützt, enthält möglicherweise mehr als nur seinen spirituellen Schatz. Der Inhalt könnte durchaus auch sehr materiell sein und die Erlöse aus dem, für die katholische Kirche früher sehr lukrativen Ablasshandel enthalten.

Der Hierophant weist uns damit auch auf gewisse, gut verpackte oder verdeckte Schwachstellen der Menschheit wie Verlogenheiten hin. Diese können Anmaßungen sowie Intoleranz sein, also durchaus überall zu findende Lebensaspekte, denen man auf den Grund gehen sollte, wenn diese Karte in einer Legung erscheint.


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